[110] Das Fünffte Lied

Von allerley Versen.

In unterredung gestellet.


1.

Er.

Höchster Schatz/
Freuden-Platz/
Komm her zu mier/
Ich wincke Dier.
Sie.

Ach was sol ich bey dir thun?
Er.

Deine Geberden/ dein reden und lachen
können mich schweigend und rede-loß machen.

2.
Sie.

Ach mein Licht/
Laß mich nicht
verwarten hier/
Ich muß von Dier.
Er.

Eine Viertheil-Stunde nur!
Sie.

Liebster/ Er solte wohl meiner genießen/
Aber es möchte der Mutter verdrießen.

3.
Er.

Ach! mein Licht
Es kan nicht
verdrüßen Ihr/
Ach! bleib bey mir.
Sie.

Nein: Ich kan nicht warten hier.
Er.

Ist doch die Mutter zu Gaste gegangen/
Bleibe doch immer mein bestes Verlangen.

[111] 4.
Sie.

Nein ich muß
Kuß ümb Kuß
vergelten nicht/
mein schönes Licht.
Er.

Kann es denn so gar nicht seyn?
Sie.

Ich scheide zwar itzo doch ist dir ergeben/
Liebster zu eygen mein Leben und Schweben.

5.
Er.

Soll ich nun
Dieses thun
und bleiben hier
Ohn alle Zier!
Sie.

Liebster/ nun gehab dich wohl!
Er.

Scheiden zwar schmertzet/ doch muß ichs ertragen/
Hoffen des besten/ verschmertzen das klagen.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Zesen, Philipp von. Das Fünffte Lied. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-AE5F-1