Der Rosemund Klage-lied im abwesen ihres Liebsten

1.
Wo such' ich den Liebsten/ wo sol ich ihn finden?
ihr bleichen Masinnen/ weis keine mein Licht?
bei welchem gewässer und lieblichen gründen
enthält sich mein Trauter/ wie? saget ihrs nicht?
Ihr beliebten Amstelinnen/
und ihr höflichen Lechinnen/
kündigt meinem Schönsten an/
daß ich nicht mehr leben kan.
2.
Verweilet sich länger mein einiges Leben/
so mus ich für schmertzen und ängsten vergehn;
ich wolt' es nicht achten bei fremden zu schweben/
so fern ich nur höhrte sein liebes getöhn.
Meine Schwestern wil ich missen/
die bei Pades sieben flüssen
üm die schwartzen tannen sein
und begehr Ihn nur allein.
[352] 3.
Die blanken Etschinnen verlaß' ich auch gerne/
wan meine begierde sich nährende stillt/
die lieben Ihninnen beseuftz' ich von ferne/
jedennoch vergess' ich ihr liebliches bild/
wan ich nur den Mahrhold habe/
und mein krankes hertze labe/
welches sein belobtes bild
mit dem schönsten glantz erfüllt.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Zesen, Philipp von. Der Rosemund Klage-lied. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-AE7A-3