Das Neunde Lied

Auff Seine ein wenig Abgewichene

Eben wie voriges zu singen.

1.
Muß ich denn nun noch erfahren/
Wie so treuloß sey dein Sinn/
Allerschönste Halb-Göttin/
Die wir doch verbunden waren
Durch das feste Liebes-Band
An dem Hertzen/ Mund und Hand?
2.
Muß ich denn nun selbsten hören/
Daß ein solcher grober Klotz/
Mir gerühmet wird zu trotz/
Wiltu einen solchen ehren/
Einen solchen groben Knoll/
Welcher aller Grobheit voll?
[67] 3.
Muß Er denn mich so verdringen/
Daß ich deinen Rosen-Mund/
Den ich vormahls küssen kunt/
Fort nicht mehr kan hören singen
solche süße Melodey/
Die mich machte traurens-frey?
4.
Wiltu denn so gar verlaßen
Deinen Liebsten/ der sich Dier
gantz ergeben/ meine Zier/
Welchen du auch gleicher maßen
inniglich geliebet hast/
Der Dier war ein lieber Gast.
5.
Solten deine rothen Wangen/
Sol dein Zucker-süßer Mund/
Der den Himmel zwingen kunt
und die Götter hielt gefangen/
Diesem Tölpel eigen seyn/
Der so trotzig tritt herein?
6.
Nein. Der Himmel wolle lencken
Meiner Hertzens-Meisterin/
Dier/ den gantz verirrten Sinn/
Daß du mögest wieder schencken
Deine Gunst und Liebe mier/
Der ich mich ergeben Dier.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Zesen, Philipp von. Gedichte. Gedichte. Frühlingslust. Erstes Dutzend. Das Neunde Lied. Das Neunde Lied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-AEF0-6