Cap. 3.

1.

Geht, was lieb uns der vater gönnt, daß man uns kinder Gottes nennt! die welt ist euer nicht bericht, und daß darum, sie kennt ihn nicht.

2.
Nun, lieben! wir sind Gottes kind; und Gott weiß, was wir künftig sind.

Chor.

(Dem Lamm sey ewig dank gebracht! das hat uns Gott zu was gemacht.)
3.

Indeß sind wir so viel bericht, daß, wenn er wieder herein bricht, wir aussehn solten just wie Er, weil wir Ihn sahen, wie Er wär.

4.

Wer nun die hoffnung vor sich sieht, die sich auf diesen mann bezieht, der stäubt sich ab, weil auch der Christ so ein gar reinlich herze ist.

5.

Wenn man noch in der sünde ruht, so hält sich Gotts gebot nicht gut; und daß die sünde uns noch hat, das ist die gröste missethat.

6.

Wir wissen ja, daß Jesus Christ um deßwillen gekommen ist, daß er unsre sünde wegschafft', weil keine sünde bey ihm haft.

7.

Was sich auf immer in ihn flicht, das sündiget beyleibe nicht; wer sündiget, der hat Ihn nicht zu sehn und zu erfahrn gekrigt.

8.

Ihr kinder! laßt euch nicht verführn: wer sich rechtschaffen soll aufführn, der muß gerecht seyn, wie der Christ, welcher der ertz-gerechte ist.

9.

Wer in der sunde lebt, der lehrt, daß er dem teuffel angehört, Der sündigt, seit er teuffel ist; sein werk zu stören, kam der Christ.

10.

Es sündigt keins aus Gott geborn; denn deß saame wird nicht verlorn: und kan nicht sündigen; denn er stammt aus GOTT unserm Herren her.

11.

Und daran unterscheidt sich recht Gotts oder Belials [1951] geschlecht: wer nicht gerechtigkeit verübt, und wer nicht seinen bruder liebt.

12.
Der ist gewiß von Gott nicht her; denn das ist die uralte lehr:

Chor.

Er sagt sein'n jüngern unverhol'n, daß sie zusamm'n sich lieben soll'n.
13.

Sie sind nicht wie der Cain war, der von der art des argen gar, und der schlug seinen bruder todt; und was treibt doch den mann für noth?

14.

Nichts, als daß Cain böses thut, und seines bruders thun ist gut. Was wunderts, meine brüder! euch, daß euch die böse welt nicht gleich'?

15.

Wir wissen, wir sind aus dem tod hinüber zum leben aus Gott: und unser grund dazu ist der, wir lieben die geschwister sehr.

16.

Wer die nicht liebt, der bleibt im tod: wer haßt, ist ein mörder vor Gott. Und ihr wißt, wie das immer war: eins mörders leben hängt am haar.

17.

Gotts lieben zeigte sich darin: Er gab für uns sein leben hin; und also solt es uns auch seyn, zu sterben für die brüderlein.

18.

Wenn du nun bey vermögen bist, stehst, daß dein bruder dürftig ist, und kansts mit kaltem muthe seyn, wie will Gotts liebe bey dir stehn?

19.

O meine kinder! liebet nicht mit thaten, die das maul verricht; liebt ehrlich, und zeigts in der that.


Chor.


Wie Christus uns geliebet hat.

20.

Und dabey sehn wir selber ein, daß wir leute von wahrheit seyn, versichern unser herze deß, wenn Er da stünd und hörte es.

21.

Wenn uns das herze stekken läßt; Gott ist stets drüber naus gewest, und was uns noch nicht eingefall'n, Er weiß das, und hat grund von all'n.

22.

Wenn unser herz, ihr lieben leut! uns nicht selber was wiederstreit't, so han wir freudigkeit vor Gott.


Chor.


(Durch sein' heilge fünf wunden roth!)

23.

Und was wir irgends von Ihm woll'n, weil ers uns erst hat anbefohl'n, und wir machen, was ihm gefällt, und krigen alles in der welt.

24.
Sein haupt-gebot ist:

Chor.

(Lieben leut! hört das gesetz mit innigkeit:)
Daß wir glauben an die person von Jesu Christo, seinem Sohn;
[1952] 25.

Und uns einander lieben solln, wie ders uns selber anbefohln. Hältst du die zwey gebote hier; bleibst du in Gott, und Gott in dir.

26.

Wie wird es aber recht gewiß, daß seines bleibens in uns ist? Das wird an dem geist wahrgenomm'n, den wir haben von ihm bekomm'n.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Zinzendorf, Nikolaus Ludwig von. Gedichte. 12. Anhang zum Herrnhuter Gesangbuch 1743. 2080. Der erste Brief Johannis. Cap. 3.. Cap. 3.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B5D2-6