2076. Matth. II.

Mel. Christi blut und gerechtigkeit.


1.

In Bethlehem Judäa ist zur zeit Herodis, Jesus Christ geboren worden, wie bekant; die Magi kam'n aus Morgenland;

2.

Sie zogen in die heilge stadt, und fragten, wo sein bleibens hat der junge könig Canaan, deß stern sie gegen Morgen sahn?

3.

Da das der fürst vernommen hat, erschrak er; und die ganze stadt die priester und Rabbinen holt, fragt, wo Masschiach kommen solt?

4.

Da haben sies ihm raus bekannt: Zu Bethlehem im Jüdschen land; denn also sagte der prophet, wies im Micha beschrieben steht:

5.

Du Bethlehem im Jüdschen land! bist nicht der schlechtste landes-stand, der feld-herr kömt aus dir herfür, der mein volk Israel regier.

6.

Da ruffte der regierend Herr ganz ins geheim die Magier, erkundigte sich um die nacht, da sie den stern zuerst betracht't.

7.

Da zeigt' er ihnen Bethleh'm an, sprach: Ziehet hin, und suchets dann; und wenn ihrs habt, so sagt mirs an, daß ichs auch adoriren kan.

8.

Da sie den könig ausgehört, verreiseten sie unverwehrt; und der stern, den sie [1943] sahn zu haus, der ging bis an den stall voraus.

9.

Da sie den stern sahn, ungemein erfreuten sie sich, gingen nein;

Chor.


Wo's kindlein lag auf dürrem gras, davon ein rind und esel fraß.

10.

Sahn kind und mutter in dem haus; verehrtens erstlich, pakten aus, und schenkten ihm aus ihrer haab gold, weyhrauch, myrrhn, als eine gab.

11.

Gott warnete sie im gesicht: Besucht Herodes weiter nicht; und zogen einen andern pfad zurük in ihre vater-stadt.

12.

Die waren weggereist, und kaum, so hatte Joseph einen traum, da ihm ein engel sagte: Sieh, steh auf, nims kind und die Marie,

13.

Und nach Egypten zugeflücht't; da bleibt ihr bis auf mehr bericht; es ist die höchste zeit, Herod suchts kindlein, und machts gerne todt.

14.

Damit ist Joseph aufgewacht, nimts kind und mutter bey der nacht, weicht in Egypten, und bleibt selt, bis daß Herodes aus der welt.

15.

Da wars, als wenn der Herr so hold aus dem Hosea sagen solt: Ich ruffte meinen sohn nach haus, und holt' in aus Egypten raus.

16.

Da nun Herodes inne ward, daß ihn die Magi wie genarrt, ergrimmt er, und that an dem ort ein'n allgemeinen kinder-mord.

17.

Was in der gegend um zwey jahr und etwas wenigs drunter war, nach der zeit, die er ausgespürt, ward ohne ausnahm massacrirt.

18.

Das war des Jeremias sag, daß im gebürge alles klag, und Rahel ganz untröstlich wein', weil ihre kinder alle seyn.

19.

Herodes aber war kaum todt, so kam auch schon der heilge bot, und sprach zu Joseph wiederum: Nims kind und mutter, und kehr um,

20.

Ins land von Israel komm frey, des kindleins tod-feind ist vorbey. Das that nun Joseph gar geschwind, und ging zurük mit weib und kind.

21.

Und siehe, da kam das geschrey, daß Archelaus könig sey, als sohn und erbe vom Herod; da fürchtete er neue noth.

22.

Auf Gotts' befehl in einem traum fand er in Galiläa raum, und war in Nazareth zu haus; da ging aufs neu ein schrift-ort aus.

[1944]

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TextGrid Repository (2012). Zinzendorf, Nikolaus Ludwig von. Gedichte. 12. Anhang zum Herrnhuter Gesangbuch 1743. 2076. Matth. II.. 2076. Matth. II.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B95F-8