367. Schlangenkönig.

1.

Der ›Snakenkönig‹ hat auf dem Kopfe eine prachtvolle Krone, deren Gold von solcher Feinheit ist, wie kein anderes Gold, und deren Werth größer ist, als der eines Kaiserthums.

[278] Ueber den Schlangenkönig erzählte mir der alte Weber Franz hieselbst folgende Geschichte: Dei Kron, dei de Snak'nkönig uppn Kopp hett, is sir swor tau krig'n. Men kriggt den Snakenkönig anners nich recht tau sein, as wenn hei sik sünn't, un denn is hei ümmer von'n grot'n Hümpel Snak'n ümgęben. Wenn men dit nu süt, denn möt men 'n witt'n sid'n Dauk up de Ird henlegg'n. Dor geit de Snak'nkönig denn rup un leggt sin Kron dor up af, odder vęl mir, bi dat Uemhęrwöltern up den Dauk schür't sik de Kron von den Kopp runner. Wenn man nu süt, dat de Kron von den Kopp runner is, denn möt men rasch taugrip'n un rit'n den Dauk mit de Kron em unnern Liw weg. Men darf sik denn œwer nich upholln, sonnern möt mak'n, dat men furt kümt; denn nu kamen all de Snak'n achter einen. Dor is mal eins 'n Minsch węst, dei hett ręden. Dunn süt hei an den Weg en grot'n Hümpel Snak'n, wur de König twischen is. Hei sticht von dat Pird un leggt sin Taschendauk up de Ird. As nu de Snak'nkönig de Kron dor up afleggt hett, gript hei rasch tau un nimt den Dauk mit de Kron weg, sticht flink tau Pird un jöcht all wat hei kann. De Snak'n œwer kamen all achter em un sünd ümmer dicht hinner dat Pird. Hei kümt œwer noch glücklich tau Stall un makt dunn de Dör hinner sik tau. Ein von de Snak'n œwer hett sik in dat Pird sinen Swanz verkrap'n, un as hei nu dat Pird aftömen will, bitt sei tau un bitt em so in de Hand, dat hei starben möt.

Einen annern Minschen hett dat bęter glückt. Dei hett ok de Kron up de sülwig Ort wegnamen. De Snak'n kamen ok all hinner em, un hei kann sik gor nich mir vör ęr redd'n. Dunn sünd dor Lüd vör'n Backab'n. Dor krüpt de Mann in'n Backab'n, un de Lüd bäut'n Für vör den Ab'n. So as nu de Snak'n an kamen un na den Ab'n rin willn, verbrennen sei in dat Für. So is denn de Minsch mit dat Lęb'n dorvankamen. An dei annern Lüd vör den Ab'n hebben sik de Snak'n nich kirt, sei hebben dat blot up denn' in den Aben afsein hatt.

Küster Schwartz in Bellin.

2.

Mitten im Walde liegt, nicht weit von der Stadt Sülz entfernt, ein kleines Wirthshaus, Mückenkrug genannt. Vor vielen Jahren, so erzählt man, hat sich hier vielfach eine große Schlange, mit einer goldenen Krone auf dem Kopfe, gezeigt. Feiner wie alles [279] andere irdische Gold ist dieses Gold gewesen und hat einen ganz eigenthümlichen Glanz verbreitet. Von den Leuten wurde das Thier, ob dieser seiner Krone, der Schlangenkönig genannt. Der damalige Besitzer des Mückenkruges hatte einen kleinen Sohn und dieser hielt innige Freundschaft mit der Schlange. Er aß, trank und spielte mit ihr; kurzum die Schlange war sehr viel bei ihm und that dem Buben nie ein Leides. Späterhin, als aus dem Knaben ein großer erwachsener Bursche geworden war, erschlug er den Schlangenkönig – weshalb? darüber schweigt die Sage – und schenkte die Krone seinen Eltern, die sie verkauften und reiche Leute dadurch wurden.


Frau Dr. Niederhöffer bei N. 4, 42 f.


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TextGrid Repository (2012). Bartsch, Karl. 367. Schlangenkönig. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-D160-8