588. Brautwagen untergegangen.

1.

Durch das Lübower Holz, so heißt ein Theil des Sonnenberges bei Parchim, fuhr einst ein Brautwagen. Die Braut mochte den Bräutigam nicht und sagte drum ›Ich wollte, daß wir untergingen.‹ Mit einemmal versank der Wagen mit den Brautleuten in die Erde. Der Weg heißt noch der ›Brutstig‹ und jeden Ostermorgen tanzt der Brautkranz über der Stelle in der Luft.


H. Thoms, mündlich aus Spornitz. – Der ›breite Stein‹ im Sonnenberg soll einst eine mit vier Pferden bespannte Brautkutsche gewesen sein. Stud. W. Harm aus Parchim.

2.

Ein Mädchen in Ludorf sollte wider ihren Willen einem Manne, den sie nicht liebte, angetraut werden. Schon kam der Brautwagen, der sie nach Röbel in die Kirche fahren sollte; schon war der Zug der Stadt so nahe, daß sie das Läuten der Glocken hören konnten. Da sagte die Braut ›Ach thäte sich doch die Erde auf und verschlänge uns!‹ Und so geschah es, der ganze Brautzug versank in den Abgrund, der sich aufthat. Die Stelle auf der Feldmark von Röbel, wo dies geschehen, heißt noch ›am Brautwagen‹. Man hat dort auch nachgegraben, aber nichts gefunden.


Lehrer Pechel in Röbel; Niederh. 1, 89 f.


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TextGrid Repository (2012). Bartsch, Karl. 588. Brautwagen untergegangen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-D99B-F