56. Riesensteine bei Penzlin.

1.

Bei Penzlin lag vor Zeiten ein gewaltiger Stein, so groß, daß auf seiner Oberfläche sieben Menschen neben einander liegen konnten, unweit des Stadthofes, welche Gegend man noch heute ›bi 'n Hünenstein‹ nennt. Diesen Stein soll ein Hüne dahingeworfen haben, und zwar von Neuendorf bei Neubrandenburg, in der Absicht, den Penzliner Kirchthurm zu treffen, was ihm aber nicht glückte, indem der Stein zu weit rechts ging.

Im südwestlichen Theile der Penzliner Stadtmauer, in der Innenseite, befindet sich ein Granitstein, der an der hervorragenden Kante rundlich ausgehöhlt ist. Diesen soll ein Riese in Strelitz geschleudert und durch den Druck eines Daumens die Vertiefung bewirkt haben.

[38] Aehnliches erzählt man von einem bei Treptow liegenden großen Stein, den man dem Wurfe eines Hünen von Neubrandenburg zuschreibt.

A.C.F. Krohn bei Niederh. 2, 172 f.

2.

Auf dem Mollenstorfer Felde, nahe am Wege nach Penzlin, liegen drei aufgeworfene Hügel, wovon der eine Pfennigsberg, der zweite Fuchsberg, der dritte Lindenberg genannt wird. Von diesen Hügeln erzählt man sich allerlei Geschichten. Etliche behaupten, es liegen darunter Hünen begraben, Andere sagen, es seien Wohnungen der Kobolde gewesen.

Einmal pflügten zwei Knechte nahe an dem einen Hügel. Da es sehr heiß war, so spricht der eine zum anderen ›Könnte nicht dieser Hügel ein Brunnen sein, daß ich meinen Durst löschen könnte?‹ Wie sie nun umkehrten, stand ein hölzernes Kännchen auf dem Hügel. Es lockte den Durstigen hinauf und er findet einen kräftigen Trunk Bier in dem Kännchen. Er zieht einen Schilling aus der Tasche und legt ihn hin. Der Andere meint, einen solchen Trunk möchte er auch wohl haben, und siehe, wie er zum zweitenmale zurückkehrte, will ihm bedünken, daß ein anderes Kännchen dasteht. Er geht hinauf und findet die Kanne gefüllt, er trinkt sie mit großem Behagen aus, und meint, er müsse sich dafür einen Spaß machen, zieht sich die Hosen ab und verunreinigt das Kännchen. Aber wie er noch nicht mal vom Berge herunter ist, verfolgt ihn eine sonderbare Gestalt und er vermag sich kaum in's Dorf zu retten. Auch will man zu Johannismittagzeit eine goldene Wiege auf dem Hügel gesehen haben.

Weber Grapenthien in Penzlin; vgl. Niederh. 1, 227.


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TextGrid Repository (2012). Bartsch, Karl. 56. Riesensteine bei Penzlin. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-F290-0