60. Das Bräutlen 1.

ist ein Fastnachtsspiel, welches vornehmlich in Sigmaringen seine Pflege findet. Jeder Neuvermählte aus dem ganzen verflossenen Jahre wird von denBräutlern, welches unbescholtene Bürgersöhne der Stadtgemeinde sein müssen, zu dem Brunnen auf dem Markte geführt und auf einer gesattelten Stange beim Klange eigenthümlicher Musik und bei den drolligen Sprüngen verschiedener vermummter Gestalten um denselben getragen. Sicherlich hatte diese anscheinend närrische Posse einen ernsten, sittlich-religiösen Hintergrund. Ehedem stand auf der Säule des genannten Marktbrunnens das Bild der hehren Gottesmutter Maria. War der junge Ehemann nun mehrere Male in oben beschriebener Weise um den Brunnen getragen, so wurde ihm vor dem Angesichte des Standbildes die rechte Fußspitze gewaschen, andeutend, daß er unter dem Beistande der Beschützerin der Stadt ein rechter und ehrenfester Bürger der Gemeinde sein und alles Unmännliche ablegen und treuer Mannstugend sich befleißen wolle. – Nach Beendigung dieser Fastnachtsfeierlichkeit wurde großentheils auch das sogenannte Narrenbuch verlesen, wobei die während des verflossenen Jahres von Einzelnen begangenen Thorheiten in spaßhafter Weise wieder erzählt wurden.

Fußnoten

1 Louis Egler S. 229.

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TextGrid Repository (2012). Birlinger, Anton. Märchen und Sagen. Sitten und Gebräuche. Sitten und Gebräuche. 1.. 60. Das Bräutlen. 60. Das Bräutlen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-F917-C