153. Pfingstreime aus Weilheim, O.A. Tuttlingen.

1.

Koch, Koch bin ich genannt,
Ich kann kochen, es ist eine Schand.
Ich hab' viel Herren eingeladen,
Die Katz hat mir das Fleisch vertragen;
Ich bin in Wald hinaus gegangen,
Habe ein paar Mäus gefangen,
Hab's in den Hafen nein gesteckt,
Das hat den Herrn wol geschmeckt.

[156] 2.

Aufgebaut und aufgeschaut,
Wir haben's denen Weilemer Baura nie anvertraut,
Daß sie uns geben das saure Kraut.
Das saure Kraut haben sie eingossen,
Die Schmalzhäfen eing'schlossen.
Den Imper und den Pfeffer hart vergessen,
D'rum kann man des Teufelskraut net essen.
Hurasso Paraunin hätt' Läus und Flöh,
Macht gleich ein siedigs Wasser
Ueber die hårigen Sachen!
Jezt schreit der Paraun (Baron),
Der Kübel ist no it g'richt.

3.

's ist ein Maidle hier,
Sie hat an Pfenning vier,
O Jungfer Meile!
Nãsa wie Säule,
Zunga wie Kabisblatt,
Ohren wie Pantoffeln.
Augen wie a Bekin,
Am Aobet spaot unter Decke,
Am Morga früh rauß,
Sie machet den Roßbuba und Stierbuba an Strauß.
Und wenn man will wissen,
Was es für eine sei,
So soll er nu gucken, ob sie nett im Stall sei.

4.

Holo, Holo! bin auch noch då,
Ich bin am Morga früh uffg'standa,
[157]
Bin am halba Sechse vor der Bettlad gestanda,
Ich hab g'horchet und hab g'loset,
Ebi meine Kameraden nit herreiten und schnellen.
Derweil ist mir 's Pferd uff d'Seite g'sprungen,
Sonst wär i no weit vor den Reifschmecker fürekommen.

5.

Ich bin der Kleinst, muß mi ducken,
Muoß allsg'mächlich hino vüro rucko,
Und schrei it gar so laut,
Daß nicht Jedermann auf mich schaut.
Ich hab g'meint, ich hab an hoha Rucka,
Jezt ist er voll Läus und Flöh und Mucka.
Ich bin ein junger Soldat,
Ich hab ein kurzen Bart,
Ich wur aber schon einen überkommen,
Wie a-n alte Weiberzungen.

6.

Ab Platz mit Weib und Kind!
Den Platz, den muß ich rummen,
Werden gleich andere Herren und Husaren kommen.
Der Kaiser wird kommen mit seinem ganzen Regiment Soldaten.
Er wird wollen den ganzen Platz verhalten,
Er wird wollen den Platz und d'Fahnen g'winnen.
Jezt steck ich mein Schwert wiederum hinein.
Ihr Christ, ich sag's euch allen insgemein,
Soll mir keiner den Platz abtreten,
Oder mein Schwert wird euch Alle in's Herz nein stechen.

[158] 7.

In Weilo sind schöne Jungfrauo,
Die sehen aus wie die Sauo.
Die erst faul, die zweit macht ein krummes Maul,
Die dritt ist blind, die viert sieht sonst nitt,
Die fünft ist mit Hoffart überladen,
Die sechst hat Ohro wie Esel,
Die siebet darf man et sagen,
Sonst wett man den Weilemer Buben des Maidle abhaboro.

8.

's ist a Maidle hübsch und fein,
Laot äll Nâht on Andero nein,
Sie hört nit wol und sieht nit wol,
Sind lauter Giridi Hobililo.
Ich bin des Henkers Profos,
Bin geritten durch die langen Gassen,
Wo die schöne Maidlo uff den Kriesbäumen wachsen.
Wenn Einer will eine schöne Jungfer fassen,
Darf nitt no Wurmlinger Maidle fragen.

9.

Jezt seind die Sprüch schon all gesprochen;
Jezt wünschen wir auch dem Herrn Pfarrer,
Wie auch der ganzen ehrsamen Gemein,
Wir wünschen, daß viel Jahr mög erleben,
Nach dem zeitlichen das ewige Leben.
Nach diesem ist Alles aus,
Da reiten wir nach unserm Gasthaus,
Da reiten wir fort in Gottes Namen,
Gelobt sei Jesus Christus! Amen.
[159]

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Birlinger, Anton. 153. Pfingstreime aus Weilheim, O.A. Tuttlingen. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-F99A-8