700. Tod.

1.

Wenn sich der »Dangelmann« in der Wand hören läßt, stirbt bald Jemand aus der »Freundschaft« (Verwandtschaft). In Hundersingen geht das Todten-Uehrle und bedeutet Tod.

[473] In Baach stirbt Jemand aus dem Haus innerhalb drei Jahren 1.

Fußnoten

1 Panzer I. 257. Nr. 7.

2.

Wenn die Glocken beim Läuten einen klagenden Ton von sich geben, »taådtələt«, stirbt bald Jemand im Ort. In Hundersingen stirbt Jemand, wenn die große Glocke »hiəcht.«

3.

Wenn die Kinder während der Taufe schreien, sterben sie.

Oberschwaben.

4.

Schlägt die Thurmuhr, während man zur Wandlung läutet, stirbt bald Jemand im Ort 1.

Fußnoten

1 Panzer II. 293.

5.

Wenn zwei Leichen mit einander begraben werden, so sieht man's gerne, wenn die jüngere zuerst in den Gottesacker kommt.

6.

Wenn die Uhr plötzlich stehen bleibt, so geschieht ein Unglück, meistens ein Todesfall.

Kirchheim im Ries.

7.

Wenn man zu Dreizehn bei einander sizt, so muß eins davon bald sterben 1.

Fußnoten

1 Panzer II. 293.

8.

Wenn ein frisches Grab einbricht, so stirbt bald wieder Jemand aus der Verwandtschaft.

9.

Hört man an einem Tischeck von innen heraus klopfen, so bedeutet's Tod.

Sauggart.

10.

Wenn eine Leiche auf einen Hochzeittag fällt, so sieht man dies nicht gerne.

11.

Träumt Jemand, daß ihm ein Zahn ausgefallen ist, so stirbt bald ein Anverwandtes.

12.

Wenn sich ein Sterbender verzeigt, was häufig damit[474] geschieht, daß er sein Kind oder Bruder etc. beim Namen ruft, soll man nicht rufen: was? oder: was gibt's? weil man sonst selber bald nachfolgen muß.

Baach.

13.

Wenn es Jemand lebhaft oder öfters von einem Verstorbenen träumt, soll man sich desselben annehmen, denn er bedarf der Hilfe, und Niemand soll sich, ohne Gefahr zu laufen, lange betteln lassen.

Ertingen.

14.

Wenn eine Kindbetterin innerhalb der sechs Wochen stirbt, stirbt sie als Märtyrin und kommt in den Himmel 1.

Fußnoten

1 Vgl. Schönw. I. 205.

15.

Faßt man eine Leiche an der großen Zehe an, fürchtet man sich nachher sein Lebtag nimmer vor einem Todten.

Ertingen.

16.

Unschuldige Kinder, welche sterben, fliegen über das Fegfeuer hin dem Himmel zu. Was sie dabei übrige Schmerzen ausstehen, kommt ihren Eltern zu gut.

Ertingen.

17.

Stirbt eine Wöchnerin, so sagt ihr die, welche inskünftige das Neugeborene zu verpflegen hat, in das Ohr: du darfst ruhig sterben, ich will dein Kind gewissenhaft verpflegen. Geschieht dies nicht, so sieht man die Mutter Nachts im Hause umgehen, ein Müslein kochen, Windeln waschen, das Kind geschweigen und derlei mehr thun.

Baach.

18.

Hat der Tod eine Wöchnerin abgerufen, so erscheint sie jede Nacht, tränkt und nährt ihr Kind, wiegt und singt es ein, bleibend und bei ihm wachend bis zum ersten Hahnenschrei. Ein halbes Jahr ist ihr für diese mütterliche Beschäftigung gewährt. Ist aber das Kind im Hause unwerth, [475] so nimmt es die Mutter beim lezten Besuche mit sich in den ewigen Frieden.

19.

Liegt Jemand in den lezten Zügen und lächelt, so sagt man, diese Person »höre schon die Engel im Himmel singen«, eine Redensart, die man auch gebraucht, wenn man Jemand mit einer grundfesten Ohrfeige droht, indem man sagt: einem eins fangen, daß er die Engel etc.

Ertingen.

20.

Wem ein Hase über den Weg lauft, soll wieder heimgehen.

Ertingen.


– für den bedeutet es den Tod eines Angehörigen 1.

Baach.

Fußnoten

1 Panzer II. 295.

21.

Wenn zwei Strohhalme irgendwo, etwa in der Scheuer, herabfallen und ein Kreuz bilden auf dem Boden, da stirbt im Hause bald Jemand.

Justingen.

22.

Wenn Jemand in einem Hause stirbt, so müssen Stühle, Bänke, Häfen, Gelten, Kübel von der Stelle gerückt werden. Auch die Bienkörbe müssen gerückt werden 1.

Fußnoten

1 Panzer II. 294. 293.

23.

Wird ein Leichnam nicht bald kalt und starr, so holt er binnen Jahresfrist ein weiteres Familienglied.

24.

Hat der Verstorbene etwas gelobt, an dessen Ausführung der Tod ihn hinderte, so sind seine Angehörigen verpflichtet, an seiner Statt das Gelübde auszuführen, ohne welches der Todte nicht zur ewigen Ruhe eingehen kann.

25.

Die Raben werden nicht leicht geschossen und genießen einer Art Verehrung; dagegen sind die Elstern nirgends gerne gesehen, da sie dem Hause, auf welches sie sitzen, einen Todesfall anzeigen.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Birlinger, Anton. 700. Tod. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-01B8-5